Die Zisterzienserkongregationen auf der Iberischen Halbinsel

Die Kongregation von Kastilien, die Kongregation von Aragon und Navarra, die Kongregation von Alcobaça

Diese Einheit wurde erstellt von P. Francisco Rafael de Pascual von der Abtei U.L.Frau von Viaceli

 









 

Obwohl die drei Kongregationen der Iberischen Halbinsel, die Kongregation von Kastilien, die Kongregation von Aragon und Navarra und die Kongregation von Alcobaça ihr Ende der Religionspolitik der entsprechenden Länder verdankten, geht ihre Entstehung nicht auf dieselben Ursachen zurück; die drei sind vielmehr im historischen Kontext religiöser Reformen entstanden, die auf der Iberischen Halbinsel durchgeführt wurden, unter einer ähnlichen kirchlichen, zivilen und politischen Ordnung.

1. Einführung

Die Kongregation von Kastilien ist aus einem authentischen Verlangen nach Reform und als Reform hervorgegangen; die von Aragon-Navarra und von Portugal aus dem Wunsch heraus, sich unabhängig zu machen von den politischen Einflüssen anderer Länder und die schwächeren Klöster vor ausländischen Visitatoren zu schützen.

Die Ursprünge der autonomen Kongregationen sind innig verbunden mit den regionalen Reformbewegungen. Die vielleicht berühmteste, vor dem 15. Jahrhundert, ist diejenige von Joachim von Fiore in Kalabrien, der keine lange Lebensdauer beschieden war.

Die Statuta Capitulorum Generalium Ordinis Cisterciensis sind während dieser Jahre voll von Beschlüssen der Generalkapitel bezüglich der Vermehrung der Kongregationen. Ein aufrichtiges Verlangen nach Reform führte die verschiedenen Klöster dazu, den Ausgangspunkt für ihre Wiederbelebung in der Neugruppierung von Klöstern zu suchen, nicht in dem sehr weiten Maßstab der mittelalterlichen Christenheit, sondern im eingeschränkteren Maßstab der Nationalitäten. Der „Individualismus“ der Renaissance und der Reformation hat die separatistischen Tendenzen nur noch bis zum Äußersten verschärft.

Alle Reformen waren bemüht, ihr „Eigenrecht“ und ihre eigenen Rechtsinstitute auszuarbeiten: Konstitutionen, Bullen, königliche Privilegien, in ihren eigenen Provinzkapiteln approbierte und ausgearbeitete Statuten. Abgesehen von dem historischen Interesse, das es bietet, bezeugt das Studium der Quellen all dieser Sonderrechte der zisterziensischen Kongregationen, daß oft Abweichungen in den Geist und in das allgemeine Recht des Ordens eingeführt wurden.

Bestimmte Gegebenheiten bleiben bei der Entstehung und Entwicklung der Kongregationen konstant: der Wunsch nach Reform, die Unterstützung von einflussreichen Personen, die mit dem Papsttum verbunden waren, der irritierte Protest von Cîteaux und den Generalkapiteln, der die Unfähigkeit beweist, die Reform zu fördern und die nicht-französischen Häuser zu kontrollieren, und schließlich die Tatsache, dass alle Kongregationen, die einen mehr und die anderen weniger, ein Stadium der spirituellen, geistigen und organisatorischen Entwicklung erreichten, das viel besser war als das der französischen Häuser, die vom 15. bis 17. Jahrhundert einen unfruchtbaren „Krieg der Observanzen“ führten.

Jede Kongregation arbeitete hart und ernsthaft in drei Bereichen, die für jede monastische Reform wesentlich sind: im Bereich des kanonischen Rechts, im geistig-spirituellen Bereich und im Bereich der Liturgie.

 

A) Spiritueller und kultureller Kontext, in dem die Kongregationen entstehen

Weil die Kongregationen sich an der Grenze zweier Welten entwickelten (Antike und Moderne), in einem geschichtlichen Horizont, der den Niedergang des Mittelalters mit dem Anbrechen der Moderne verbindet, haben sie versucht, die monastische Tradition, von den Überlieferungen der Väter bis zu denen des Mittelalters, zu verbinden mit der Neigung der Moderne, die Person und deren Erfahrungen und psychische Verfassung in den Mittelpunkt zu stellen.

            Mit unterschiedlichen Ergebnissen, je nach den Personen und dem spirituellen Klima, gelang ihnen das auch, denn sie wussten die dogmatische Theologie, die Geschichte und die Predigt ebensogut zu pflegen wie die Bibel und die Patristik, wobei sie die theologische Wissenschaft in den Dienst der Spiritualität und des monastischen Lebens stellten.

            Die Reform der kastilischen Kongregation zum Beispiel stellt kein isoliertes Faktum dar, sondern sie ist beeinflusst worden von der Kongregation von S. Justina in Padua und von der von St.  Benedikt von Valladolid, ebenso durch Frömmigkeitsformen der Franziskaner, der Jesuiten und der Karmeliten. Es wäre interessant, den weiteren Verlauf dieses Einflusses zu verfolgen, aber es fehlt ein Minimum an Monographien über die spanischen Zisterzienserautoren, und es ist nicht mehr möglich, eine Gesamtschau oder eine Synthese zu bieten.

            In den drei Kongregationen der Iberischen Halbinsel gibt es Autoren, die bezeugen, dass sie sich der zisterziensischen Philosophie gewidmet hätten, deren Aufgabe die Philosophie Christi selbst war; in den zisterziensischen Kollegien und Studien wurden die jungen Mönche „eingeführt in die Disziplinen der himmlischen Philosophie“. Hier wird das Wort „philosophieren“ im klassischen Sinn verstanden als: das monastische Leben führen, das als gelebte Weisheit verstanden wird, als eine Art und Weise, der Vernunft entsprechend zu leben.

            Aber trotzdem ist es nicht legitim, diese mittelalterliche Auffassung von der zisterziensischen Philosophie auszuweiten und auf die kastilischen, aragonesischen und portugiesischen Mönche des 16. bis 18. Jahrhunderts anzuwenden. Hatte sich nicht in den Jahrhunderten zuvor eine fortschreitende Trennung entwickelt zwischen Dogmatik und Spiritualität, Wissen und Leben, Lehre und Heiligkeit, die bei den Kirchenvätern noch verbunden gewesen waren? Für sie wäre es sinnlos gewesen, ihre Werke einzuteilen in solche dogmatischen Inhalts und solche, die das christliche Leben (die Spiritualität) behandelten, eine Einteilung, die wir bei den Zisterziensern der Kongregationen finden. Wenn bei ihnen die Theologie in den Dienst der Spiritualität gestellt wird, dann deshalb, weil die Theologie nicht mehr unmittelbar Spiritualität ist.

            Die kastilischen, aragonesischen und portugiesischen Mönche beanspruchen nicht mehr, reine „Kontemplative“ zu sein, im Gegensatz zu den „praktischen Welt-Christen“, sondern sie wollen in ihrer Einfachheit die ursprüngliche christliche Synthese von Tun und Wahrheit verwirklichen und sie der Kirche ihrer Zeit neu vorstellen.

            Die Welt, in der sie sich befinden, ist nicht mehr die von Dante, der die Ungereimtheiten der Welt nur zu dem Zweck darstellte, eine höhere Harmonie zu enthüllen. Am Ende des 16. und am Beginn des 17. Jahrhunderts hatten die Erkenntnis, dass die Erde sich um ihre Achse dreht, sowie das neue kopernikanische Wissen um den offenenen Kosmos allmählich die alte theologische Vision von der Welt und den Mythos von einer offensichtlichen oder unmittelbar einsichtigen Entsprechung zwischen Himmel und Erde, Natur und Gnade, Wissen und Glaube, Mensch und Gott untergraben. Die Antwort der nachtridentinischen katholischen Erneuerung, mit der sie diesen Bruch heilen will, wird sich vor allem auf die theologische Spekulation der Barockscholastik und die mystische Ekstase konzentrieren und so versuchen, die Probleme und Spannungen durch eine neue metaphysische Synthese einerseits und die Lehre von den Heiligen und die Traktate der mystischen Theologie andererseits neu zu durchdenken.

            Die Antwort der spanischen Zisterzienser wird sehr viel bescheidener sein, aber nicht weniger kühn. Sie besteht darin zu zeigen, dass das christliche Leben die authentische Weise des Philosophierens ist, wobei sie beabsichtigten, daraufhin die Begegnung, wörtlich die Wieder-Begegnung zwischen dem christlichen Leben und dem monastischen Leben zu skizzieren. Es ist wahr, dass sie die Unterscheidungen des modernen Denkens nicht vermeiden konnten; aber gerade ihre geistige Ausrichtung erlaubt ihnen, von der zisterziensischen Tradition her Renaissance und Humanismus aufzugreifen und zu assimilieren, mit ihnen einen Dialog zu führen, anstatt sich ihnen voll Verachtung zu widersetzen. Aber konnten sie in dieser Haltung kritischer Anpassung weiterhin die kontemplative Spannung beibehalten, die nötig ist, um die Bedeutung des Geheimnisses Christi zu bewahren?

B) Historischer Kontext

Trotz der Rivalitäten, die schnell zwischen dem Abt von Cîteaux und den ersten Vätern des Ordens auftraten, trotz des durch Joachim von Fiore provozierten Eklats, bewahrte der Zisterzienserorden während der ersten vier Jahrhunderte seiner Existenz eine große Einheit, seiner erstaunlich schnellen Ausbreitung zum Trotz.

            In der Mitte des 15. Jahrhunderts begannen die ersten Teilungen, zweifellos infolge der schwächer werdenden Autorität des Generalkapitels und der Vateräbte, obwohl sie auch begünstigt wurden durch das „Fieber“ des Nationalismus, das seit dem Ende des Mittelalters im Steigen begriffen war und die Geburt der modernen Welt kennzeichnete. Man darf dabei auch andere Ursachen nicht vergessen, deren Anzeichen man schon früher findet. Die wichtigste unter ihnen ist die Erneuerung, die das Konzil von Trient und andere gesellschaftliche und kirchliche Instanzen verschiedener europäischer Nationen forderten.

            Ein aufrichtiges Verlangen nach Reform führte viele Klöster dazu, die Quelle ihrer Erneuerung in monastischen Neugruppierungen zu suchen, nicht in so großem Maßstab wie im Mittelalter, sondern in einem beschränkterem Maßstab, wie er im allgemeinen durch die regionalen geographischen Grenzen auferlegt wurde. Die Reformen stützten sich nicht auf das alte Feudalsystem, sondern auf die zentralistischen Regierungsformen der Monarchie, die bereits in Gebrauch waren. Der Individualismus der Reformation und der Renaissance führte zur Entwicklung nationalistischer Gefühle und zu gewissen Übertreibungen bei den separatistischen Tendenzen.

            So erklärt sich die Entstehung der zisterziensischen Kongregationen, die dem Orden gleichen Namens einen Hauch von Originalität verliehen und auf die Entwicklung des zisterziensischen Rechts einen starken Einfluss hatten. Alle neuen Kongregationen strebten danach, ihr eigenes Recht und ihre eigenen Rechtsinstitute zu etablieren: Konstitutionen und Definitionen, päpstliche Bullen, königliche Privilegien, in den Kapiteln ausgearbeitete Statuten.

 

2. Die Kongregationen

A) Die Kongregation von Kastilien (1427-1835)

Sie ist der Entstehung nach die erste und zweifellos diejenige, die von allen am meisten der Anfeindung ausgesetzt war, vor allem aufgrund von zwei Faktoren: der Persönlichkeit ihres Gründers, Martin de Vargas, und der Auseinandersetzungen, die mit Cîteaux und dem Generalkapitel auftauchten.

            Die Anfänge waren natürlich nicht leicht, und der Gründer wurde dafür ins Gefängnis geworfen, abgesetzt, durch das Generalkapitel des Ordens exkommuniziert, und die Kongregation wurde ebenso unterdrückt, aber 1458 wurden die Unterdrückungsmaßnahmen aufgehoben, und bis 1670 leistete die Kongregation eine enorme Arbeit, um die Klöster von der Kommende zu befreien, die regulare Observanz wiederherzustellen, verschiedene Kollegien einzurichten (die berühmtesten waren die von Salamanca und von Alcalá de Henares) und eine große Anzahl von Leitlinien in Statuten und  Definitionen zu verabschieden, um die anfänglichen Absichten besser zu verwirklichen. 1809 kam es zu sehr ernsten Schwierigkeiten aufgrund des Unabhängigkeitskrieges, und so gelangte man durch verschiedene Prüfungen, Vertreibung, Rückkehr und das Aufgeben von Klöstern, zur „Desamortisation“ von 1835, bei der alle Mönche aus ihren Klöstern vertrieben, ihre Besitzungen verkauft, die Bibliotheken beschlagnahmt und die Kongregation aufgehoben wurden. Es ist eigenartig zu sehen, dass die Kongregation, auch wenn sie nicht in voller Blüte stand, doch nicht völlig dekadent war, wie es in anderen Orden und religiösen Häusern der Fall war.

            Praktisch völlig erhalten sind die Definiciones capitulares der Kongregation, die vor kurzem abgeschrieben und elektronisch gespeichert wurden, obwohl sie noch nicht veröffentlicht sind. Das heisst, dass praktisch die „Chronik“ ihrer Entwicklung erhalten ist und dass man die Spuren zahlreicher bedeutender Mönche verfolgen kann, die mit ihrer Leitung und ihrer Organisation zu tun hatten.

            Im Allgemeinen ist die Kongregation von Kastilien bekannt dafür, daß in ihr die Studien besonders aufblühten, und man hat wenig auf die große menschliche und spirituelle Qualität der „allgemeinen Reformer“ und der Äbte der Klöster hingewiesen, von denen viele weise und heilige Männer waren. Das beste Zeugnis dafür ist die Studie von P. Roberto MUNIZ, Biblioteca Cisterciense Espanola, die 1793 in Burgos erschien und in der alle berühmten Männer und Schriftsteller der spanischen Kongregationen besonders hervorgehoben werden.

            Bis zu ihrer Aufhebung wahrte die Kongregation die für den Orden charakteristischen Riten bezüglich der Feier von Messe und Offizium.

            Bekannte Persönlichkeiten heben sich in ihrer Mitte ab: Luis Bernaldo de Quirós, Cipriano de la Huerga, Lorenzo de Zamora, Luis de Estrada, Angel Manrique und Pedro de Lorca, Marcos de Villaba, Miguel de Fuentes und Nicolás Bravo.

            Die negativeren Aspekte der Kongregationen, wie im Fall derer von Aragon und von Portugal, waren ab der Mitte des 17. Jahrhunderts die „Missbräuche“, d.h. der Versuch, kirchliche und bürgerliche Ehrenämter (in den Kollegien und Universitäten) zu bekommen; denn diese zogen Dispensen vom Chor und vom regularen Leben nach sich. Aber auch Prozesse um die Besitztümer beeinträchtigten bisweilen das Ansehen der Klöster, die sich mit zu großer Gewalt in der ländlichen Umgebung breitmachten.

 

B) Die Kongregation von Aragon und Navarra (1616-1835)                                                                                                                                   

Der Ursprung dieser Kongregation unterscheidet sich von dem der Kongregation von Kastilien und liegt eher im Rahmen einer Tendenz, die sich innerhalb des Zisterzienserordens entwickelte, sich zu  Kongregationen umzugruppieren infolge der Entfremdung zwischen den Abteien, der Schwierigkeit, an den Generalkapiteln teilzunehmen wegen der ständigen Kriege zwischen Spanien und Frankreich zu dieser Zeit, und vor allem infolge der Tendenz zum Nationalismus, der eine unabhängige Kongregation mit nationalem Charakter bevorzugte.

            Einen Anfang dieser Entwicklung kann man bereits 1418 sehen, als der Abt von Morimond eine Unterkommission einrichtete und nach Poblet schickte, damit sie die Klöster der Iberischen Halbinsel visitierte, um der Unabhängigkeit, die sie praktizierten, eine gewisse Grenze zu setzen.

            Hundertzwanzig Jahre später versammelte sich in Saragossa ein Kapitel, das die Vereinigung der Äbte beschloss, die unter der Krone von Aragon und Navarra lebten, und 1561 bestätigte König Philipp II. von Spanien das Zugeständnis einer unabhängigen Kongregation nach dem Vorbild derer von Kastilien.

            Nach einer Reihe von Schwierigkeiten zwischen dem König von Spanien, dem König von Frankreich - Karl IX. - und dem Generalkapitel des Ordens, errichtete Papst Paul V. im Jahre 1616 die Kongregation durch das Breve Pastoralis officii (19. April 1616).

Diese Kongregation genoss eine gewisse Selbständigkeit, obwohl sie manche Bindungen an den Orden wahrte: die Verpflichtung zur Teilnahme am Generalkapitel, das Recht der Visitation durch den Generalabt, die Abgaben zugunsten des Ordens. Die Amtszeit der Äbte wurde zeitlich begrenzt, und alle vier Jahre fanden Kapitel statt; man schaffte die Filiationen ab und ernannte Definitoren, Visitatoren und einen Generalvikar. Der Widerstand bestimmter Klöster musste überwunden werden, vor allem der von Poblet, das schließlich gezwungen wurde, sich dem Vorhaben anzuschließen.

            Im Jahr 1626 veröffentlichte das Provinzialkapitel von Rueda die Konstitutionen der Kongregation, die mit wenigen Abweichungen bis zu ihrem Ende gültig blieben. 1634 schlossen sich die Klöster von Navarra endgültig der Kongregation an.

            Sie bestand also aus den folgenden autonomen Häusern: vier aragonesischen Klöstern (Veruela, Rueda, Piedra und Santa Fe); vier katalanischen (Poblet, Santa Creus, Escarp und Labais); zweien von Valencia (Valldigna und Benifassar); einem von Majorka (La Real); fünf von Navarra (Fitero, La Oliva, Leire, Iranzu und Marcilla). Diesen 16 Häusern schlossen sich 9 Frauenklöster an: Trasobares, Casbas und Santa Lucia (Aragon); Valbona, Valdoncella, Sant Hilari und Cadins (Katalonien); La Zaidia (Valencia); Tulebras (Navarra).

            Die Kongregation erlebte den Untergang aller Männerklöster im Jahr 1835. 1887 starb ihr letzter Generalvikar, P. Bruno Lafuente.

C) Die Kongregation des heiligen Bernhard von Alcobaça (1567-1834)

Am 26. Oktober 1567 erhob Papst Pius V. durch die Bulle Pastoralis Officii die portugiesischen Klöster in den Rang einer Kongregation; der offizielle Titel war Kongregation der Heiligen Maria von Alcobaça vom Orden des heiligen Bernhard in den Königreichen Portugal und El Algarbe.

            Die portugiesischen Klöster hatten schwer unter dem Kommendewesen gelitten und wurden alle gleichermaßen 1533 durch den Abt von Clairvaux, Dom Edmund von Saulieu, visitiert. Die Abtei von Alcobaça, die wichtigste in Portugal, wurde zum Brennpunkt der Anziehung und Vereinigung für alle Klöster.

            Der Ursprung der Reform ist stark verbunden mit der „Konversion“ des Bruders von König Juan III., Kronprinz Enrique, der Alcobaça als Kommende bekommen hatte.

            Man hatte nicht ausdrücklich vor, sich von der Autorität des Generalkapitels des Ordens zu trennen; aber die portugiesischen Äbte hatten, wie es auch anderswo vorkam, schon viele Jahre nicht mehr an diesem Kapitel teilgenommen. Enrique erhielt von Papst Gregor II. das Privileg, Alcobaça zu behalten und der erste General der Kongregation zu werden, obwohl er weder Mönch noch Professe des Klosters war; aber er nannte zwei wichtige Gründe: die Mönche wollten für ihren Lebensunterhalt nicht mehr von Kommendataräbten abhängen, und andererseits wollten sie eine dreijährige Amtszeit für die Oberen haben wie die anderen Zisterzienserkongregationen.

            Was die externen und gesetzgeberischen Aufgaben betraf, so arbeitete sie nach den Normen der Kongregationen: es gab einen „Generalabt“ - in diesem Fall der Abt von Alcobaça -, dem ein Rat und ein Definitorium zur Seite standen. Die Äbte wurden durch das Generalkapitel gewählt und konnten einmal wiedergewählt werden; es gab Visitatoren, die - vor allem während der Zeit des Generalkapitels - alle Vollmacht besaßen, die Vorschriften der Kongregation zur Anwendung zu bringen. Man hob das Gelübde der Stabilität auf, und die Mönche konnten im Gehorsam von einem Kloster in ein anderes versetzt werden; die örtlichen Äbte und Prioren waren immer dem Visitator und dem Generalkapitel gegenüber verantwortlich für ihr jeweiliges Haus.

            Diese Kongregation war gut organisiert, mit 14 Männerklöstern, zwei Kollegien, 12 Frauenklöstern und einem Hospital.

            Viele Klöster waren am Ende des 16. Jahrhunderts fast ganz zu Ruinen geworden, und die Wiederherstellung, natürlich entsprechend der zeitgenössischen Art der Architektur, kostete einen enormen Aufwand.

            Die spirituelle und geistige Erneuerung ging Hand in Hand mit der der Architektur. Im größten Teil der Abteien verdreifachte sich die Zahl der Mönche und Nonnen, und die Studierenden in den Kollegien erwiesen sich als fleissig. Die portugiesischen Zisterzienser bewahrten die Observanz unversehrt bis zum Jahr 1834, wie die Statuten des Generalkapitels beweisen.

            Im Gegensatz zur Kongregation von Kastilien zeichnet sich die von Portugal weder durch ihre geistlichen Schriftsteller noch durch ihre Theologen aus. Die Biblioteca lusitana von Diego Barbosa führt eine Liste hervorragender Mönche auf, die durch Manuel de Figuereido korrigiert wurde; die portugiesischen Zisterzienser wurden aber berühmt als Historiker. Eine Gruppe von Mönchen, die bekannt war als „Die Chronisten von Alcobaca“ gaben die Monarchia lusitana heraus. P. Bernardo de Brito (1586-1617) veröffentlichte eine Arbeit, die, wenn auch nicht gerade ausgezeichnet, so doch beachtlich ist, La Cronica de Cister.

            Die portugiesischen Abteien litten enorm unter der Besatzung durch die französischen Truppen Napoleons; dazu kamen noch der herrschende Antiklerikalismus, der Einfluss der Freimaurerei und die politischen Aufstände. Nach der Revolution von 1820 herrschte Anarchie im Land. Ein Dekret von 1831 errichtete eine „Kommission zur allgemeinen Kirchenreform“. Alcobaça und die anderen Klöster wurden verlassen, geplündert und beschlagnahmt. Die Abteien wurden auf öffentlichen Versteigerungen verkauft. Die Frauenabteien wurden nicht geschlossen, aber ein Dekret von 1833 verbot ihnen, neue Berufungen aufzunehmen. Nach dem Tod der letzten Nonne, manchmal schon vorher, wurden auch die Abteien der Nonnen beschlagnahmt. Allmählich lagen die portugiesischen Häuser im Sterben, bis 1886 in Arouca das endgültige Ende kam.

D) Gesamtübersicht über die drei Kongregationen

Die drei Kongregationen der Iberischen Halbinsel waren vom ersten Augenblick an bemüht, die reine zisterziensische Observanz wiederherzustellen, sie zu erhalten und zu verbessern; und zwar ohne die Elemente und Gebräuche des Mittelalters, sondern in Anpassung an die Zeit der allgemeinen Reformen von Kirche und Orden, die das Konzil von Trient unternommen hatte.

            Die spirituelle Erneuerung, die Verbesserungen auf dem Gebiet der Ausbildung und eine starke Einheit, deren Zentrum die Kongregationskapitel waren, bildeten die zuverlässigsten Säulen für den Entwicklungsstand, den bestimmte Abteien erreichten, die sicherlich Mönche von großer Bedeutung „produzierten“, sowohl was die Tugend als auch was die Gaben der Leitung und der Heiligkeit betraf.

            Das spirituelle und kulturelle Erbe, das die Kongregationen ihren Nachfahren hinterließen, muß heute durch den Zisterzienserorden zurückgewonnen werden, indem man die Kenntnis, die Veröffentlichung und die Verbreitung ihrer Schriften fördert.

            Wenn man sich Rechenschaft ablegen will über die Atmosphäre von Eifer und Begeisterung, die in vielen Klöstern herrschte, und über die Hindernisse, die sie überwinden mussten, kann man zurückgreifen auf eine Rede von P. Basilio Mendoza, der bekanntlich einer der Männer war, die im 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der Kongregation von Kastilien spielten.

            Seine Zuhörer waren die Mönche, die am Generalkapitel der heiligen Kongregation von Kastilien und Leon teilnahmen, das sich im Jahr 1753 im Kollegium von Palazuelos (Palencia) versammelt hatte. Vor ihnen ruft er dazu auf, die monastische Berufung intensiv zu leben, um sie den neuen Generationen weitergeben zu können.

            Er erweckt den Eindruck, dass wir uns hier in einem historischen Augenblick für die Kongregation befinden, der Obere verlangt, die treu sind und das Evangelium ganz ernsthaft leben wollen. Ausgehend von diesen Eindrücken ist das mindeste, was wir tun können, dass wir in diesem Menschen und durch dieses Werk hindurch eine lebendige, aktuelle Botschaft erkennen, die, in einem sehr guten literarischen Stil abgefasst, durch den sein philosophisches Wissen durchscheint, uns einen dringenden Aufruf erahnen lässt, auf die Forderungen des Augenblicks, in dem wir gerade leben, zu antworten. In einer Art Einführung versucht er, klar zu machen, dass er keinesfalls eine Lobrede halten will, bei der er die Versammlung benutzt, um einen guten Eindruck zu machen, sondern dass er nur beabsichtigt, alle Anwesenden für ihre Arbeit im Schoß der Kongregation anzufeuern. Er sieht sie in einem Augenblick des Glanzes, nachdem sie durch viele Schwierigkeiten hindurchgegangen ist. Diese Erfahrung hindert ihn nicht daran, objektiv den Abstand zu sehen, der sie von den Ursprüngen trennt, was ihn dazu bewegt, zu sagen: „O Cîteaux! O Cîteaux! Ja, nach sechs Jahrhunderten, nach vielen Brüchen, nach vielen Unglücksfällen, die wenigstens keine Ruinen hinterlassen haben, strahlst du so, leuchtest du, wirst du aus dir selbst wiedergeboren, erlangst du mit vollem Recht wieder den guten Namen des Ordens, - den du allein durch Antonomasie [1] verdient hast - was du in deinen Anfängen nicht sein durftest!“

            Unser Autor erscheint als ein begabter Mann, aufrichtig und realistisch, ein guter Kenner der Struktur seiner Kongregation, dessen, was sie verwirklicht hatte und was sie noch anstrebte.

           

3. Zusammenfassung

Es ist sehr schwierig, in ein paar Zeilen die Veränderungen in allen Zisterzienserkongregationen zusammenzufassen, ihre mehr oder weniger flüchtige Geschichte, die großen Persönlichkeiten, die in ihnen geformt wurden und die dann das Leben des Ordens beeinflussten.

            Man kann jedoch drei grundlegende Faktoren unterscheiden:

Die Kongregationen brachten, entsprechend den Regionen, ein starkes Verlangen nach der

    Wiederbelebung des zisterziensischen Geistes mit sich.

Die monastische Observanz litt unter einem extrem großen Einfluss von außen, sowohl auf kirchlicher wie auf gesellschaftlicher Ebene, so dass die Kongregationen es auf sich nehmen mussten, ihren Lebensstil den Vorschriften „anzupassen“, die ihnen auferlegt wurden durch die Reformbewegungen, die sie umgaben (etwas, das es im Mittelalter in dieser drakonischen Weise nicht gab, weil damals die europäische Kultur viel einheitlicher war, weniger zerstückelt und weniger unterhöhlt durch nationalistische Bewegungen und den Einfluss weltlicher Mächte).

Der geschichtliche Zeitraum, den die Kongregationen umfassen, von ihrer Entstehung bis zu ihrer Auslöschung (die mehr oder weniger für alle in der Mitte des 19. Jahrhunderts kam), ist sehr groß, und während dieser Zeit haben die Klöster gleichermaßen große Veränderungen durchgemacht - von der Befreiung vom Kommendewesen bis zum Rückfall in die Dekadenz -; aber während der Zeit zwischen dem 16. und dem Ende des 17. Jahrhunderts hat das Wachstum des spirituellen, geistigen und kommunitären Lebens tiefe Spuren hinterlassen, die man wieder studieren sollte.

Fragen als Hilfe zur Reflexion

1. Die Entstehung der Kongregationen ist verbunden mit dem Auftreten der Nationalitäten (sogar von Nationalismen oder gar Regionalismen). Ist das nicht eine Frage, die sich im Lauf der folgenden Jahrhunderte weiterhin stellte und die noch immer aktuell ist?

2. Wie färbt unsere Einwurzelung vor Ort unser monastisches Leben und die Art und Weise, wie wir die „Observanzen“ leben?



[1] Antonomasie: Verwendung eines Eigennamens anstelle eines Gattungsnamens und umgekehrt; hier: das 

  Kloster Cîteaux für den Zisterzienserorden (Anm. d. Übers.)